Jahrbuch / Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein 116 (2017)

Title 
Jahrbuch / Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein 116 (2017)
Other title information 

Frequency 
Jährlich
ISBN
978-3-906393-85-8
Extent
255 S.
Price
CHF 75,00
ISSN

 

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Organization name
Jahrbuch / Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein
Country
Germany
By
Frommelt, Fabian

Das Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein erscheint seit 1901. Die Bände sind, mit Ausnahme der beiden jeweils jüngsten Ausgaben, auf der Open Access-Plattform http://www.eliechtensteinensia.li/ frei zugänglich.

Table of contents

INHALTSVERZEICHNIS

Paul Vogt
Hungerjahre in Liechtenstein.

Wie die Ostschweiz gehörte auch Liechtenstein zu den schwer betroffenen Regionen des Hungerjahres 1816/1817, welches sich 2016/2017 zum zweihundertsten Mal jährte. Paul Vogt bettet das Ereignis in einen Vergleich mit der Hungerkrise von 1770 bis 1772 ein und verweist hinsichtlich der Ursache auf die mehrjährige Schlechtwetterperiode vor 1816. In Anlehnung an die Berner Klimaforscher Brönnimann und Kramer äussert er sich skeptisch zur monokausalen Erklärung mit dem Ausbruch des Tambora in Indonesien 1815. Teuerung, Hunger und Mangelernährung führten auch in Liechtenstein zu einem Einbruch der Geburten und einem starken Anstieg der Todesfälle. Auf die Zunahme der Kleinkriminalität und des Schmuggels reagierte die Obrigkeit mit repressiven Massnahmen wie der Abschiebung von Bettlern. Ausfuhrsperren und das Bemühen um eine Steigerung der Kartoffel- und Getreideeinfuhr hatten nur teilweise Erfolg.

Klaus Biedermann
Ein Beutelschneider aus Turin wird Liechtensteiner. Einbürgerung von Karl Bello 1820 in Eschen.

Der Lebenslauf Karl Bellos, der nach einer Vergangenheit als Turiner Marktdieb und Beutelschneider 1820 in der liechtensteinischen Gemeinde Eschen eingebürgert wurde, verdeutlicht die Lebenslage und die Überlebensstrategien von Unterschichtsangehörigen. Kriminelle Aktivitäten in Norditalien, in Savoyen, in der Schweiz, im Elsass und in Süddeutschland zeugen von der hohen Mobilität Bellos. Nach seiner Niederlassung, Eheschliessung und Einbürgerung in Eschen gelang ihm der – beabsichtigte? – bürgerliche Neubeginn nicht: Nach der erneuten Verhaftung in Vaduz 1823 und der Flucht aus dem Gefängnis verlieren sich seine Spuren.

Rupert Quaderer
Wilderertod im Garsälli (3. September 1871)

Nach seiner Studie zur Erschiessung eines Wilderers durch einen fürstlichen Forstadjunkten im vorangegangenen Jahrbuch Band 115 legt Rupert Quaderer noch einmal einen kurzen Beitrag zu einem Unglücksfall beim Wilddiebstahl vor: Durch Unachtsamkeit löste sich aus dem Gewehr des erst 18-jährigen Triesenbergers Josef Schädler ein Schuss, der ihn tödlich verletzte. Detailliert werden die Untersuchung des Vorfalls durch die Behörde und das Vorgehen des Gerichts dargelegt – beide liessen sich vom Vertuschungsversuch der Familie des Verunglückten nicht täuschen.

Peter Geiger
Das Leben von Josef Salamaj, Mitglied der Holmston-Armee 1945

Mehrere Tausend russische Emigranten, Deserteure und Kriegsgefangene kämpften während des Zweiten Weltkriegs als «Sonderdivision R» bzw. als «Erste Russische Nationalarmee der Deutschen Wehrmacht» auf deutscher Seite gegen die Sowjetarmee. Reste dieser von Arthur Holmston (eigentlich Boris Alexejewitsch Graf Smyslowsky) befehligten Truppe – eines kleineren Pendants zur Wlassow-Armee – flüchteten im Mai 1945 nach Liechtenstein, wo sie interniert wurden. Unter ihnen befand sich der Ukrainer Josef Salamaj. Salamaj musste 1947 Liechtenstein verlassen, worauf er in Frankreich ein neues Leben aufbaute. Er verschwieg seinen Kindern die eigene Vergangenheit, hinterliess aber schriftliche Erinnerungen und Bilddokumente. Auf dieser Grundlage zeichnet Peter Geiger das von Krieg, Flucht und schwierigem Neubeginn geprägte Leben Salamajs nach. Die Aufzeichnungen geben auch Einblick in die Situation der in Liechtenstein Internierten, die hier unter sowjetischem wie auch liechtensteinischem Repatriierungsdruck standen – auch wenn es keine Zwangsauslieferungen gab. Andererseits erlebte Salamaj in Liechtenstein erstmals «friedlichen Alltag, Momente glücklicher Normalität, ohne Krieg, Gewalt und Angst».

Rudolf Rheinberger
Notizen zur Geschichte der Familien Rheinberger in Vaduz

Der 2009 verstorbene Arzt Rudolf Rheinberger hinterliess ein umfangreiches Manuskript zur Geschichte der im 17. Jahrhundert nach Liechtenstein eingewanderten Familie Rheinberger, die das bürgerliche Leben in Liechtenstein vor allem im 19. Jahrhundert wesentlich mitprägte. Der Fokus des von Jahrbuch-Redaktor Klaus Biedermann für die Publikation redaktionell überarbeiteten Textes liegt auf dem Leben einzelner Familienmitglieder. Der bekannte, in München als Komponist und Musikprofessor wirkende Josef Gabriel Rheinberger (1839–1901) erscheint dabei nur am Rande. Das Interesse liegt bei den übrigen, in Liechtenstein unter anderem als Beamte und Wirte wirkenden sowie kulturell tätigen Personen. Gewürdigt werden 14 Männer und sechs Frauen. Herauszuheben sind etwa die im späten 17. Jahrhundert unter dem Hexereivorwurf verfolgten Anna und Andreas Rheinberger, der Rentmeister Johann Peter Rheinberger (1789–1874) oder die Klosterfrau Johanna Rheinberger (1832–1917), die zuletzt Generaloberin der Barmherzigen Schwestern in Zams (Tirol) war.

REZENSIONEN

Vaduzer Heimatbuch, Band 2: Lebensraum (Klaus Biedermann)

Franco Ruault: Geschäftsmodell Judenhass. Martin Hilti – «Volksdeutscher» Unternehmer im Fürstentum Liechtenstein 1939–1945 (Werner Hagmann)

NACHRUF

Graham Martin, 1937 bis 2016 (Hans Brunhart).

BERICHTE

Jahresbericht des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein 2016.

Liechtensteinisches Landesmuseum, Jahresbericht 2016.

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